VEB Schlacht- und Verarbeitungs-kombinat Eberswalde/Britz (SVKE)

VEB Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde/Britz

  • Das SVKE war zur damaligen Zeit dar größte und modernste Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb in Europa.
  • Die Jahresproduktion des Betriebes erreichte rund eine Milliarde Mark.
  • Im Betriebe waren ca. 3000 Mitarbeiter beschäftigt und es gab eine Lehrausbildungskapazität von 300.

Das Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde/Britz ist Bestandteil eines Industrie- und Agrarkomplexes in Eberswalde, zu dem ein Getreidegroßsilo mit Mischfutterwerk und das Schweinezucht- und Mastkombinat gehörte. Ähnliche Komplexe entstanden in der gesamten DDR in Verbindung mit dem Aufbau der Mischfutterindustrie und Kombinaten der industriellen Mast für die Rinder-, Schweine-, Geflügel- und Eierproduktion.

Das Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde/Britz wurde 1976/77 in Kooperation mit der Westberliner Firma Consult aufgebaut. Der Investitionsaufwand betrug rund 700 Millionen Mark. Darin enthalten waren 214 Millionen freie Devisen, die von der Nahrungsgüterwirtschaft der DDR gemeinsam mit dem Außenhandelsbereich Schalck-Golodkowski zusätzlich durch Kompensationsgeschäfte erwirtschaftet wurden. Der Aufbau des Kombinates war zum damaligen Zeitpunkt nach Einschätzung westlicher Institute und Fachleute das größte und modernste Kombinat in Europa. Große Teile der Produktion waren EDV gesteuert.

Die Rohstoffzufuhr für das Kombinat in Form von Rindern und Schweinen erfolgte vorwiegend mit Zielzügen aus dem Norden der Republik, davon auch eine erhebliche Anzahl von Rindern aus dem Kombinat für industrielle Rindermast in Ferdinandshof. Ein erheblicher Teil des Schweinebedarfs wurde vom Schweinezucht- und Mastkombinat Eberswalde mit 190 000 Tierplätzen und einer Jahresproduktion von 28 000 Tonnen Schweinefleisch gedeckt.

Zur Entstehung des Betriebes und der Inbetriebnahme ist festzustellen, dass eine große Leistung der rund 3000 Mitarbeiter getätigt wurde, wo nach einer relativ kurzen Schulungs- und Probezeit die moderne Technik bis zur EDV-Prozesssteuerung beherrscht wurde.

Die Jahresproduktion des Kombinates erreichte ein Jahresumfang von rd. einer Milliarde Mark. Die Versorgungsgebiete waren vor allem die Hauptstadt und große Industriegebiete der DDR, wobei eine umfassende Konservenproduktion flächendeckend erfolgte. Es wurde ein hochwertiges und breites Sortiment an Fertigwaren erzeugt, deren Qualität damals bis heute von der Bevölkerung anerkannt wird. Zur Kontrolle der Produktion gab es ein umfassendes Qualitätssicherungssystem in eigenen Labors und Einrichtungen des Kombinates.

Die Produktion erfolgte fast ausschließlich für die DDR-Versorgung mit 98 % der Produktion.

Im Kombinat wurde eine umfassende Nebenproduktion entwickelt. Sie bestand:

  • in einem eigenen Blechverpackungswerk für die Herstellung von Konservendosen,
  • einem Betriebsteil für die Rationalisierung und Eigenproduktion von Ersatzteilen,
  • einem eigenen Heizwerk und
  • Kapazitäten für die Konservierung von Häuten und Fällen und die Produktion von Tiernahrung,
  • einem umfassenden eigenen Fuhrpark für den Lebendviehtransport und den Transport von Fertigerzeugnissen.

Die Anzahl der Beschäftigten betrug rd. 3000 mit einem überdurchschnittlichen Anteil von Hoch- und Fachschulkadern. Der Anteil von Frauen betrug rd.60 %.

Das Kombinat verfügte über eine eigene Schule zur Lehrlingsausbildung mit einer Kapazität von 300 Lehrlingen, die im Kombinat theoretisch und praktisch lernten und auch dort wohnten.

Das Kombinat verfügte über ein eigenes Ambulatorium mit Ärzten und Schwestern am Standort des Kombinates.

Es verfügte über eine eigene Betriebsgaststätte mit einer umfassenden und qualitativ guten und umfassenden Versorgung zu günstigen Preisen für den gesamten Schichtbetrieb.

Für das Ferienwesen bestanden neben eigenen Einrichtungen umfassende vertragliche Beziehungen insbesondere mit den Gewerkschaften.

Im Zusammenhang mit der kulturellen Entwicklung erfolgte u. a. der Aufbau eines großen Kulturhauses in Eberswalde-Finow, was auch für die gesamte Bevölkerung der Stadt und des Kreises zugänglich war.

Für den Sport erfolgte eine breite Unterstützung. Hier seien besonders der Aufbau einer Oberliga-Mannschaft für den Handball und der Bau eines Schwimmbades in Eberswalde erwähnt.

Da der Aufbau des Kombinates praktisch auf der grünen Wiese erfolgte, wurden umfassende Maßnahmen für die Unterbringung der Belegschaft im Territorium organisiert. Das betrifft besonders den Neubau von 2000 Wohnungen und die Fertigstellung von 200 Eigenheimen im Rohbau in Britz und Eberswalde.

Weiterhin wurde ein Ledigenwohnheim mit 300 Plätzen in Eberswalde-Finow errichtet.

Für die unmittelbare Versorgung in Eberswalde wurde ein gesondertes Auslieferungslager und eine Verkaufsstelle bzw. Kaufhalle in Britz errichtet.

Autor: Dr. Helmut Koch

Angaben zum Verfasser:
Dr. Helmut Koch war 16 Jahre für den Aufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse, die Nahrungsgüterwirtschaft sowie für die zentral geleiteten Güter und die Kombinate Industrielle Mast der DDR verantwortlich. Zeitweilig Mitglied des Ministerrates. Nach Differenzen mit Mitgliedern der Parteiführung 1976 mit dem Aufbau des Schlacht- und Verarbeitungskombinates Eberswalde/Britz und späteren Leitung als Generaldirektor bis 1987 (Rente) verantwortlich. Hochschuldiplom an der Hochschule für Ökonomie, Dissertation an der Humboldtuniversität und 20 Jahre Mitglied der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften.