VEB Kranbau Eberswalde (KBE)

Der VEB Kranbau Eberswalde gehörte zumKBE_Bild02_Kranbaulogo

VEB Kombinat TAKRAF: Tagebauausrüstungen, Krane und Förderanlagen Leipzig

 

VEB Kranbau Eberswalde

VEB Kranbau Eberswalde

  • Nach Demontage und Reparationsleistungen musste das Werk in den Nachkriegsjahren nahezu vollständig neu aufgebaut werden.
  • Hierbei zeigten die Kranbau-Mitarbeiter einen enormen Aufbauwillen und hervorragende Leistungen.
  • Bereits 1951 konnten 35 selbst entwickelte Krane für die UdSSR und einen SAG-Betrieb geliefert werden.
  • Eberswalder Krane stehen seit den 70er und 80er Jahren in vielen Häfen rund um den Erdball.

    KBE_Eberswalder Krane

    KBE_Eberswalder Krane

  • 1989 hatte der VEB Kranbau 3219 Mitarbeiter und 456 Lehrlinge.
  • Ab 1990 wurde der Kranbau mehrfach privatisiert.
  • Die heutige Kirow Ardelt GmbH beschäftigt  ca. 160 Arbeiter.
Das hintere Gebäude ist auch heute noch Verwaltungs- gebäude, das vordere ist vermietet, u.a. von der Industrie- und Handelskammer Frankfur (Oder). Foto W. Ebert

KBE Verwaltungsgebäude

Wir danken dem Geschäftsführer der Ardelt-Werke Eberswalde, Herrn Grünhagen, herzlichst  für die Genehmigung zur Nutzung des Bildarchivs und Frau Buchwald für die freundliche Unterstützung bei der Bildauswahl.
Wir danken gleichfalls Herrn Karlheinz Scholze für die uns zur Verfügung gestellten Bilder und wertvollen Sachinformationen. 

Die Vorgeschichte: Die Ardeltwerke – 1902-1945

KBE_05_Ardeltwerke_Verwaltungsgeb

Robert Ardelt (geb. 1847, gest. 1925) besaß in seinen Heimatort Rybnik, einem kleinen Städtchen an der oberschlesisch-polnischen Grenze, eine Schlosserei, in der auch drei seiner vier Söhne ihre Lehre absolvierten. Zur Genesung seiner kranken Frau kamen Robert Ardelt und seine Frau auf Anraten ihres Hausarztes in den Luftkurort Eberswalde. Da ihnen die Eberswalder Gegend mit viel Wald und Wasser gefiel und seine Frau

Robert Ardelt Sen. und Ehefrau Julie

Robert Ardelt und Ehefrau Julie Ardelt-Archiv_Ebw

gesundete, wurde Eberswalde ihr Dauerwohnsitz. Er gründete 1902 am Alsenplatz 3 (heute Karl-Marx-Platz) ein technisches Büro und im September 1903 mit seinem jüngsten Sohn Paul, der in einem industriellen Unternehmen in Berlin als Kaufmann arbeitete, ein Ingenieurbüro. Die Firma befasste sich zunächst mit Projekten für die Einrichtungen von Ziegelei- und Holzindustrien. Vorteilhaft wurde dann der Vertrieb von technischen Einrichtungen. Bald darauf entwarf man nicht nur technische Einrichtungen, sondern baute sie auch selbst.

Dazu benötigten die Ardelts eine Fabrikanlage, die sie in der Eisenbahnstraße Nähe Bahnhof er­warben.
Oberingenieur Max Ardelt, der älteste Sohn., trat nun in die „Offene Handelsgesellschaft“ ein, die am 20.9.1904 unter der Bezeichnung „R. Ardelt & Söhne Maschinenfabrik“  handelsgerichtlich eingetragen wurde. Ge­sellschafter  des neuen Betriebes waren nun Ingenieur Robert Ardelt Sen., Oberin­genieur Max Ardelt und Kaufmann Paul Ardelt.  Die Firma war in der Lage, u.a. komplette Einrichtungen von Ziegeleien, Dampfmaschinen und Kessel, Lokomobile, Motoren jeder Art, Kräne sowie Bagger für jeden Verwendungszweck zu bauen.
Mit der Erfindung einer Röhrenformstampf­maschine (Patentschrift 383931, 1923) durch Robert Ardelt jun. erweiterte sich die Fabrikation um ein neues Arbeitsgebiet. Robert Ardelt jun., der 1910 in den väterlichen Betrieb eintrat, überließ das Patent der  väterlichen  Firma. Bestellungen erfolgten von fast allen europäischen Röhrengießereien.

Max Ardelt spezialisierte sich auf die Projektierung von Eisengießereien samt deren Einrichtungen. Das europä­ische und das überseeische Ausland waren ein sehr guter Absatzmarkt, da Max und Paul Ardelt häufig erfolgreiche Reisen zu Verhand­lungen und zur Einholung von Aufträgen unternah­men. Durch ständige Verbesserungen erlangte   die Firma R. Ardelt & Söhne auf diesem Gebiete bald eine Welt-Monopolstellung.

Das Fabrikgrundstück  war in der Eisenbahnstraße für die ständig sich erweiternde Auftragslage zu klein geworden. 1911 erwarben sie von der Stadt Eberswalde am westlichen Stadtrand ein Gelände in der Größe von 155.000 m² an der Heegermühler Straße Ecke Boldtstraße.  (Rudolf Ardelt, Ardelt-Werk Eberswalde, Zum 70. Geburtstag von Robert Ardelt)Ardeltwerke_sw

Technisch entwickelte sich die Firma derart, dass bis 1933 etwa 100 Patente angemeldet werden konnten.
Die Bekanntesten waren: Röhrengießereien durch DR. ING. ROBERT ARDELT  jun.; durch den Kupolofen mit Saugbetrieb konnte viel Koks und Schwefelausstoß eingespart werden; die elektromagnetische  Kupplung für Förderwagen mit Mittelpuffern (Patentschrift 416611, 1924); die Röhrengießereianlage (Patentschrift 421451, 1925); die Schleudergussanlage zum Herstellen von Rohren (Patentschrift 611320, 1932); Hilfseinrichtung zur selbsttätigen Schaltung der Gangstufen eines Zahnradwechselgetriebes von Motorwagen/Fahrzeugen (Patentschrift 6960954, 1936); die Schaltvorrichtung für eine Lamellenreibungskupplung (Patentschrift 688477, 1937); das Doppellenkersystem für Drehkrane. Alle diese Patente fanden weltweit Anerkennung! (Holger Kliche, Geschichtswissenschaftliches Institut Eberswalde, Ardeltpatente bis 1939)

Stahlbau-Halle 2- Foto W. Ebert

Stahlbau-Halle 2_ Foto W. Ebert

Die  Weltwirtschaftskrise konnte Ardelt nur durch Staatsaufträge von der Sowjetunion  und einem größeren Auftrag von Indien überleben.
Am 31.03.1934 wurde das Schiffshebewerk Niederfinow in Betrieb genommen. Die Ardeltwerke waren maßgeblich am Bau desselben beteiligt. Auf dem Werksgelände wurde ein Erprobungsmodell 1 : 5 hergestellt.
Im November 1937 wurde das Richtfest für die zuletzt gebaute und größte Halle, die Stahlbau-Halle 2, gefeiert.

Rüstungsproduktion

Durch das Zusammenwirken mit hohen staatlichen Ämtern konnte Ardelt während des 1. und auch des 2. Weltkrieges mit Hilfe von Heeresaufträgen seine Produktion zu 70 bzw. 80 %  auf Rüstung umstellen und dadurch riesige Gewinne erzielen: Die engen, auch   verwandtschaftlichen Beziehungen der Ardelts zur Krupp-Familie waren wesentlich dafür, dass sie gewinnbringende Staatsaufträger erhielten.

Das Produktionsvolumen der Ardeltwerke betrug 1944 75 Millionen RM, davon ca. 54 Millionen RM aus der Rüstung . Im Rahmen der Rüstungsaufträge wurden beispielsweise hergestellt: Panzerabwehrkanonen (Pak), 500 Stück / Monat;

Lafetten für Pak und Flak (Fliegerabwehrkanonen);

Alu-Gussteile für Flugzeuge; 

Zwillings- und Drillingspanzerkuppeln für Kriegsschiffe;

Torpedoausstoßrohre sowie Granaten: 80.000 Stück 8,8 cm (Pressen und Fertigbearbeiten); 80.000 Stück 7,5 cm (Pressen und Vorbearbeiten); geringe Stückzahl 15-cm-Granaten und Splittermantel für Fliegerbomben; Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an der F25 und F55 in Peenemünde und Leba. (Holger Kliche, Ardelts Raketenmänner, 2009).