VEB Schweinezucht- und Mastkombinat Eberswalde (SZME)

Gigantismus in der Tierproduktion - Beispiele Dedelow und Eberswalde

In den 70er Jahren entstanden im Bereich des Barnim und der Uckermark wahrhaft gigantische Tierproduktionsanlagen sowohl als staatliche „Kombinate für industrielle Mast“ (KIM) als auch als genossenschaftliche Spezialbetriebe, die einen nicht geringen Einfluss auf die Entwicklung der Landschaften ausübten. „Herausragten“ das SZME mit Sitz in Lichterfelde (nördlich von Eberswalde), die Uckermärkische Schweinezucht- und Mast-GmbH (USZM) Hassleben und die Agrarprodukte Dedelow GmbH.
Eines der Hauptprobleme, die mit dem Betreiben dieser hochtechnisierten Anlagen verbunden waren, ergab sich aus der Entsorgung der täglich anfallenden gewaltigen Güllemengen. Am Beispiel des SZME soll dies kurz geschildert werden.

Das SZME existierte von 1970 bis 1991 und produzierte mit einem Tierbestand von ca. 190 000 Schweinen. Der jährliche Gülleanfall betrug 1 bis 1,3 Millionen m³! An der Entwicklung geeigneter Gülle-Verwertungsverfahren wurde in einem speziellen Biotechnikum bei Lichterfelde intensiv experimentiert. Nach anfänglichen Problemen wurde die Gülle in zwei so genannten Verwertungsgebieten (VG) verteilt, das erste, „VGI“ Gülle-Verwertung befand sich nördlich von Eberswalde zwischen Britz, Golzow und Werbellin (1600 ha Beregnungsfläche) und das zweite, „VG II“, südlich von Eberswalde zwischen Trampe und Heckelberg.
In den ersten Jahren, als die gesamte Güllemenge nur in dem nördlichen kleineren Raum entsorgt wurde, traten gravierende Umweltprobleme auf, wie die Bildung von „Gülletümpeln“ auf den Beregnungsflächen und starke Bodenkontaminationen. Nicht selten wurde Eberswalde noch in den 80er Jahren von einer „Schweinegülle-Duftwolke“ eingehüllt.

Ab dem Jahr 1979 ging auch das Verwertungsgebiet Trampe/Heckelberg (VG II) mit 6100 ha Gesamtberegnungsfläche und 4100 ha effektiver Beregnungsfläche „ans Netz“. Über die erdverlegten Rohrleitungen wurde die von den Feststoffen getrennte Gülle in drei Speicherbecken gepumpt und zusammen mit zusätzlichen 1,4 Mio. m³/Jahr geklärtem Abwasser aus dem Klärwerk Nord-Ost Berlin über rollende Beregnungsanlagen auf die Felder der flachwelligen Grundmoränenplatte gebracht. Um die rollenden Beregnungsanlagen, die zum Teil eine Breite von 300 m beregneten, problemlos über die Felder zu bewegen, mussten alle Hindernisse (Bäume, Sträucher u.a.) ausgeräumt werden. Daher findet man auch noch heute in diesen Landschaften z.B. zwischen Trampe und Heckelberg innerhalb der Felder keine Strukturelemente.
Damals angelegte Heckenpflanzungen erstrecken sich parallel zur Beregnungsrichtung.
Die ökologische Bilanz der praktizierten Landschaftsnutzung dieses „Verwertungsgebietes“ weist aus, dass z.B. mit einem durchschnittlichen Stickstoff-Eintrag von 280 kg/ha, was etwa dem doppelten N-Düngungsniveau der damaligen Zeit entsprach, keine vollständige Verwertung durch die Feldkulturen erzielt werden konnte. Auch wenn schon nach wenigen Jahren nach dem Ende der Gülleverregnung sich der Stickstoffgehalt in den oberen Bodenschichten normalisiert hatte, erbrachten Proben aus der Tiefe von 5-8 m Befunde von z.T. erheblichen Tiefenverlagerungen bei Stickstoff und Kalium in das Grundwasser. Ebenso wurden über Dränagen erhöhte Konzentrationen abgesaugt und in die Oberflächengewässer direkt eingeleitet. Als Bereiche besonderer Belastungen mit erheblichen N – Einträgen wurden die zahlreichen Senken identifiziert (Weise u. Bischoff 1993).

Für die Bewertung der Gesamtsituation in der Region muss jedoch relativierend konstatiert werden, dass die allgemeinen Besatzdichten an Tieren außerhalb der „Verwertungsgebiete“ der gigantischen KIM – Anlagen ca. eine „Großvieheinheit“ pro Hektar betrugen und damit Stickstoffmengen anfielen, die problemlos genutzt werden konnten. Noch heute zeugen die großräumig, den ehemaligen Beregnungsbedingungen angepasste Heckenstrukturen vom Einfluss der damaligen Nutzung auf die heutige Struktur der Feldfluren.
Auszug aus: Lutze, G. (2003): Landschaft im Wandel – der Nordosten Brandenburgs vom 17. Jahrhundert bis heute. In: Gesellschaft zur Erforschung u. Entwicklung der Märkische Eiszeitstraße e.V. (Hrsg.): Entdeckungen entlang der Märkischen Eiszeitstraße, Heft 8, Eberswalde, 78 S.