VEB Chemische Fabrik Finowtal

Produktion von Terpineol und Terpinylazetat

Rohstoffe: Pinen (Gemisch von alpha-und beta-Pinen), Schwefelsäure, Essigsäureanhydrid. In einer 1. Stufe erfolgten in Rührwerken unter dem Einfluss von Schwefelsäure eine Ringöffnung des Pinenmoleküls und eine Wasseranlagerung zum Pinenhydrat. Dieses weiße kristalline Produkt wird auf sog. Filternutschen gewaschen. Dieses Produkt wird in Rührwerken bei Druck und Temperatur zu Rohterpineol zersetzt. Die Reinigung erfolgt durch Destillation zum „Terpineol“. Einsatz als Riechstoff in der Kosmetikindustrie, Duftnote „Flieder“.

Setzt man Rohterpineol mit Essigsäureanhydrid um, erhält man Terpinylazetat, das wiederum durch Destillation gereinigt wird. Verwendung in der Riechstoffindustrie, Duftnote „Geraniol“ Nebenprodukte: Lösungsmittel Dipenten F4 und F 20. Bei den Destillationen von Terpentinöl und Rohcamphen anfallenden flüssigen Fraktionen, die im weiteren Produktionsprozess nicht mehr verwendet werden konnten, wurden als Lösungsmittel für Alkydharzfarben in der Farbenindustrie verwendet. Terpenharze: Die hochsiedenden Destillationsrückstände und die in den Waschanlagen anfallenden Ölrückstände wurden als sog. „Terpenharze“ im Kraftwerk verbrannt.

Produktion von Natriumazetat

Grundlage war die essigsäurehaltige Waschlauge der Verseifung des Isobornylazetats, für die es keine Verwendung gab. In Rührwerken wurde diese Waschlauge mit Natronlauge neutralisiert. Das entstandene Natriumazetat wurde in Zentrifugen von der Mutterlauge getrennt und in Papiersäcke abgepackt. Das Produkt wurde in Photoindustrie bei der Entwicklerproduktion eingesetzt. Durch eine Forschungsgruppe der Akademie der Landwirtschaft wurde herausgefunden, dass ein Zusatz von Natriumazetat die Milchleistung von Kühen steigert. Entsprechende Großversuche bei einer LPG in Sachsen-Anhalt bestätigten dies. Auf Anweisung des Ministeriums sollte nun die Produktion von Na-Azetat stark erhöht werden. Da aber das Aufkommen an Waschlauge begrenzt war, musste für die Produktion sowohl Essigsäure als auch Natronlauge zu gekauft werden. Die Na-Azetatanlage wurde im diskontinuierlichen Schichtsystem (außer Sa und So) von 6 Arbeitskräften betrieben.

Produktion von Isoamylazetat

Da dieses Produkt in der Farbenindustrie als Lösungsmittel für Nitrofarben eingesetzt wurde, diente diese Produktion zur Ergänzung der Lösungsmittel Dipenten F4 und F20. Rohstoffe: Butanol, Iso-Amylalkohol, Essigsäure und Schwefelsäure als Katalysator. Die Veresterung erfolgte in Rührbehältern.  In weiteren Rührbehältern wurde das entstandene Isoamylazetat, welches nicht wasserlöslich ist, von der wässrigen Phase getrennt und säurefrei gewaschen. In einer Destillationsanlage wurde das Produkt gereinigt. Isoamylazetat wurde überwiegend exportiert. Hauptabnehmer waren Frankreich und Jugoslawien

Nebenanlagen:

– Katalysatorstation.  Hier wurden auf der Basis betriebseigener Patente die benötigten Katalysatoren hergestellt.

– Titankatalysator für die Umlagerung von Pinen zu Camphen. Basis: Titandioxid in Pastenform

– Kupferkatalysator für die Umlagerung von Isoborneol zu Kampfer, Basis Kupfersulfat.

Betriebslabor

Im Betriebslabor wurden folgende Untersuchungen zur Betriebs-und Endkontrolle durchgeführt:

  • Eingangskontrolle aller Roh-und Hilfsstoffe,
  • kontinuierliche Überwachung der einzelnen Produktionsschritte in allen Abteilungen – sensorische( geruchliche) Einschätzung
  • und gaschromatographische Untersuchung von Isobornylazetat, Terpineol, Terpinylazetat und Camphen und Freigabe für die Auslieferung.

Das Labor arbeitete im kontinuierlichen 3-schicht System und war mit 12 Laborantinnen besetzt.