Kriegsende und Neuanfang (1945 bis 1949)
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Nach dem Einmarsch der Roten Armee am 24. April 1945 und dem Bombenangriff der deutschen Luftwaffe in der Nacht vom 25. zum 26. April 1945 war insbesondere die Altstadt schwer zerstört. Auch das Busdepot nebst Werkstatt brannte völlig aus. Lediglich ein Obus (04) und sechs Anhänger, die offenbar außerhalb der Halle abgestellt waren, hatten das Inferno halbwegs unbeschadet überstanden. Von letzteren wurden anschließend noch zwei gestohlen.
Der Wiederaufbau begann damit, dass die noch unbeschädigte Oberleitung in Ostend demontiert wurde, um die Trasse Boldtstraße – Alsenplatz (heute Karl-Marx-Platz) wieder zu verdrahten. Auf ihr sollte der Verkehr mit dem einzigen noch fahrbereiten Obus am 7. August 1945 wieder aufgenommen worden sein.
Sehr unklar ist die Geschichte mit den vier noch vor Kriegsende in Werdau bestellten Kriegseinheits (KE-)bussen, von denen mindestens zwei in einem bis zum heutigen Tag nicht aufgeklärten Unterschlupf abgestellt gewesen sein sollen. Beide hatten zunächst keinen Motor, bis einer von ihnen aus dem Wrack eines zerstörten Wagens den wieder aufgebauten Motor erhielt und im November 1945 als zweiter Obus eingesetzt werden konnte.
Inwieweit eine Geschichte stimmt, nach der der Stadtkommandant sich um die Bereitstellung der vier KE-Obusse gekümmert hat, ist unbekannt. Jedenfalls waren im März 1946 zwei weitere KE-Busse einsatzbereit und konnten den letzten Obus des Jahrgangs 1940 zur Generalreparatur entlassen. Ab April 1946 verkehrten dann drei KE-Busse, zunächst zwischen Boldt- und Gertraudenstraße. Hier machte sich der Einstangenstromabnehmer nützlich, der um 360° gedreht werden konnte und so eine Wendeschleife an letzterer unnötig macht. Ansonsten war er für viele Entgleisungen bekannt.
Ein totales Interregnum entstand von April bis Oktober 1948, da es keine Ersatzreifen gab. In der Not versuchte man, mit Vollgummireifen zu fahren. Uneinigkeit herrscht darüber, ob nur einer oder alle drei KE-Obusse so ausgerüstet wurden. Der Autor dieses Berichtes vertritt die Einbus-Variante, schon aus der Einsicht, in absehbarer Zeit vielleicht wieder Reifen, aber keine einsetzbaren Busse mehr zu haben. Nach sieben Jahren 1955 wurde diese Theorie bestätigt: beim Vollgummibus war das Material so ermüdet, dass der Bus nicht mehr lenkbar war und auf der Poratzstraße in den Straßengraben fuhr. Die beiden anderen Busse waren noch bis 1962 im Einsatz,
Im Oktober 1948 gab es dann die erste Reifenzuteilung, sodass zunächst ein Bus im 40-Minuten-Takt und ab Januar 1949 ganztägig zwei Obusse mit Anhänger eingesetzt werden konnten.
Ein letztes kriegsbedingtes Notprogramm wurde 1949 aufgelegt, das es ermöglichte, an dem 11. Juli dieses Jahres von der Gertraudenstraße bis zur Endhaltestelle in Ostend an einer Einfachleitung hin und zurück zu fahren. Wegen des nötigen Gleichstroms musste dazu an beiden Endpunkten immer abwechselnd auf Vor- oder Rückwärtsgang umgeschaltet werden. Als wenige Monate später die Freienwalder Straße zweispurig verdrahtet war, war die Reststrecke kurz genug, um einen durchgehenden Verkehr aller drei Obusse zwischen West- und Ostend zu ermöglichen.
Was in einer kaputten Werkstatt mit unzureichendem Handwerkszeug und aus Ruinen entnommenen Ersatzteilen in den Jahren 1945 bis 1949 bei knurrendem Magen für den Wiederaufbau des Eberswalder Obusses von den Monteuren geleistet wurde, verlangt äußerste Hochachtung!