Die Warmbandstraße
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Nachdem am 1. Juli 1949 das Gelände vom „Finow Kupfer Messingwerke AG“ (FKM) endgültig in Volkseigentum und zur industriellen Nutzung übergeben worden war, wurde in vielen freiwilligen Arbeitseinsätzen 3 200 m³ Schutt beiseite geräumt und viele Straßen befahrbar gemacht. Jetzt begannen die Projektierungsarbeiten für eine Warmbandstraße. Zugrundegegt wurde eine 1928 errichtete Anlage.
Eine wiederhergestellte Brücke für die Eisenbahn über den Finowkanal schaffte die Voraussetzungen, dass die Baumaterialien und Ausrüstungen ab Januar 1952 direkt ins Neuwerk rollen konnten. Zusammen mit der zuerst errichteten Kranbahn am späteren Knüppelplatz waren somit die Voraussetzungen für einen zügigen Arbeitsablauf nach der Grundsteinlegung am 14. September 1952 geschaffen.
Die Produktionsanlage
Die Walzhalle war in Ost-West-Richtung 240 m lang, 30 m breit und 14 m hoch. Auf der Kranbahn von 28 m Spurbreite liefen 4 Laufkrane – 2x 5 Mp, 1x 20 Mp sowie der Stapelkran. Der Stoßofen für die Durchwärmung der Stabstahlknüppel in der Abmessung 1500 mm x 70-90 mm auf ca. 1300°C war in einem Anbau auf der Ostseite untergebracht. Das unterkellerte Maschinenhaus von 47 m Länge und 13 m Breite verlief auf der Nordseite der Halle. Insgesamt umfasste die Warmbandstraße 8411 m² Bodenfläche. Am westlichen Ende durchliefen zwei Gleise die Halle.
Der Schornstein für den Ofen wurde mit einem Silhouette des Werkes prägenden Hochbehälter für Brauchwasser versehen.
Die projektierte Leistung sah 90 000 t im Jahr vor.
Die Produktionspalette
Nach dem Anlauf der Warmbandstraße am 5. Januar 1956 lieferte WWF Schmalband in den Abmessungen von 130 mm bis 250 mm Bandbreite und 2,5 bis 4,5 mm Banddicke in verschiedenen Stahlsorten. Die Auslieferung erfolgte in aufgewickelten Ringen mit Innendurchmesser von 500 mm, walzhart mit Walzhaut. Oft auf Kundenwunsch mit Naturkante, z. B. für Autofelgen. Schon 1960 wurde die projektierte Leistung mit 93 120 t überboten und bis 1973 auf 183 830 t kontinuierlich gesteigert, danach schrittweise reduziert und nur noch für bestimmte Einsatzzwecke ausgeliefert. Nach Inbetriebnahme des Rohrwerkes war vorgesehen, durch Rekonstruktion die Kapazität zu verdoppeln. 1969 wurde aber entschieden, geschnittenes Import-Warmband in Großbunden einzusetzen. In der Warmbandstraße wurden auch in der Folgezeit verschiedene technische Veränderungen zur Erhöhung der Effektivität und vor allem zur Erleichterung der Arbeitsbedingungen durchgeführt. Anfang der 70er Jahre wurden in Zusammenarbeit mit der Feuerfest Ziegelindustrie Keramische Gleitschienen für die Stoßöfen entwickelt. Der Wegfall der Wasserkühlung ermöglichte Senkung der Störzeiten, erhöhte die Betriebssicherheit und brachte Energieeinsparungen. Der 1980 in Betrieb genommene Teleskopkran beseitigte das manuelle Bündeln von Ringen und 1983 wurden beim Einsatz der Bundbindemaschine nicht nur Arbeitskräfte eingespart, sondern Tätigkeiten beseitigt, wo die Kollegen großer Hitze ausgesetzt waren.
Am 31. Mai 1982 wurde nach 8 Wochen Umbau ein neuer Stoßofen angefahren, der mit Stadtgas beheizt wurde.