VEB Walzwerk Finow (WWF)

Herausbildung des VEB Walzwerk Finow (WWF) (1945 – 1965)

Obwohl sich die Alliierten im Sommer 1945 auf wichtige Grundsätze der zukünftigen Entwicklung in Deutschland geeinigt hatten, um so dem deutschen Volk die Möglichkeit zu geben, „sein Leben auf einer demokratischen und friedlichen Grundlage von neuem wiederaufzubauen“, kam es gleich am Anfang zu erheblichen Störungen.
Obwohl in den „Wirtschaftlichen Grundsätze“ konkret festgelegt war, „Während der Besatzungszeit ist Deutschland als eine wirtschaftliche Einheit zu betrachten…,…Sicherung …einer gleichmäßigen Verteilung der wesentlichsten Waren unter den verschiedenen Zonen, um ein ausgeglichenes Wirtschaftsleben in ganz Deutschland zu schaffen…“, wurde das durch gezielte Maßnahmen unterlaufen.
So wurden Januar 1947 200 000 t vertraglich vereinbarte Steinkohle aus dem Ruhrgebiet nicht geliefert.
Im März 1948 folgte mit der Währungsreform in den Westzonen die Einstellung des Interzonenhandels.
Im Februar 1950 erließen die Hohen Kommissare der Westalliierten ein Stahlembargo.
Solche Störungen im gerade begonnenen Aufbauprozess forderten die Schaffung einer eigenen metallurgischen Basis, wie sie der III. Parteitag der SED im Juli 1950 beschloss. Neben der Errichtung des Eisenhüttenkombinates Ost in Fürstenberg/Oder (später Eisenhüttenstadt) wurde der Aufbau einer Warmbandstraße im Walzwerk Finow auf dem Gelände der ehemaligen Finow Kupfer Messingwerke AG (FKM) festgelegt.
Zum 1. Januar 1951 wurde durch die Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Vesta der VEB Walzwerk Finow gegründet, in dem die Reste der ehemaligen FKM und der Treuhandbetrieb Eisenwalzwerk „Hoffmann und  Motz“ vereinigt wurden.
Die ersten Schritte für wurden allerdings schon am 01.02.1947 3 bis 4 km östlich in der Ei-senspalterei getan. Auf Grundlage der Anordnung des stellv. Chefs der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) vom 29.05.1946 erfolgte die Wieder-Ingangsetzung der Doppel–Duo–Straße, die die Produktion von Stabstahl – warmgewalztem Rund-, Sechskant-, Vierkant – und Flacheisen – aufnahm. Hier wurde auch dringend benötigtes Moniereisen für den Bau gewalzt.
1948 konnte auch die alte Trio-Straße (4 Gerüste) in Betrieb genommen  werden. Nachdem 1949 die Koller-Generatorenanlage zur Gasgewinnung aus Braunkohlenbriketts und Stoßöfen anstelle des Einsatzofens erbaut waren, waren Grundlagen für einen kontinuierlichen Walzprozess geschaffen.
Ab 1949 wurden auch wieder Hufeisen produziert, bis die Anlagen 1966 verlagert wurden.
Während in Eisenspalterei weitere umfangreiche Rekonstruktionsmaßnahmen durchgeführt wurden, wurde der Bau des neuen Werkes vorbereitet. Der Protokollauszug (s. Bild 4) informiert über eine Besprechung vom 27.02.1951 in dieser Angelegenheit. Nach etwa vierjähriger Bauzeit nahm die Warmbandstraße, für die auch eine Generatoranlage errichtet wurde, am 5. Januar 1956 die Fertigung auf. Im Frühsommer 1959 wurden auf einer Profiliermaschine „Blema“ erste Profile aus Warmband gewalzt.
Ab 1960 wurde das Präzisionsstahlrohrwerk errichtet, die Anlagen schrittweise in Betrieb genommen und am 25. Juni 1965 offiziell übergeben. Im Rohrwerk konnte Kaltband gewalzt werden, wodurch neben Präzisionsstahlrohren auch Stahlleichtprofile gefertigt werden konnten, eine entscheidende Voraussetzung für den Leichtbau in verschiedensten Industriezweigen.
Kaltband hat eine höhere Festigkeit als warmgewalztes Band bei gleicher Materialstärke, eine zunderfreie glatte, blanke Oberfläche und es konnten engere Maßtoleranzen eingehal-ten werden, da der Zunder fehlt und die Schrumpfung entfällt.
In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Leichtbau Dresden und dem  Metalleichtbaukombinat Halle wurden so die Voraussetzungen für enorme Bau- und Montagezeitverkürzungen, zur Verringerung des Stahleinsatzes und zur Kostensenkung in Größenordnungen geschaffen. Materialeinsparungen von 10 bis 75 Prozent konnten ausgewiesen werden, wobei der Durchschnitt bei 15 bis 25 Prozent lag.
Damit war der Anschluß an die internationale Entwicklung hergestellt.