VEB Walzwerk Finow (WWF)

Die Hufeisenfabrik und die Presserei

In der Presserei wurden Hufeisen, Schienenfedernägel, Bierkastengriffe und Cylpebse (Metallscheiben) produziert.

Hufeisen konnten anfangs nicht gefertigt werden, weil der Stabstahl für wichtigere Vorhaben benötigt wurde. Während der Auftrag zur Wiederingangsetzung der Walzstraße den unmittelbaren Interessen zum Aufbau der gesamten Wirtschaft der sowjetischen Besatzungszone entsprang, wurde die Ingangsetzung der Hufeisenfabrik durch Finower Arbeiter von sich aus betrieben. Es gab wenig Arbeit, viele Arbeits¬plätze waren durch den Krieg zerstört, für andere fehlte das Material.
Ab März 1947 wurden, wenn Material abgezweigt werden konnte, Hufeisen gewalzt, im Februar 1948 wieder eingestellt. Erst im März 1949 wurde die Hufeisenproduktion wieder im geringen Maße aufgenommen und dann bis zur gänzlichen Verlagerung ohne Unterbrechung fortgeführt.
Im Oktober 1949 ließ die Deutsche Wirtschaftskommission die Produktion von Hufeisen unter der Bedingung zu, dass das dafür benötigte Vormaterial durch Übererfüllung des Planes zusätzlich gewalzt würde. Im letzten Quartal wurden noch 300 t produziert.
In der Hufeisenfabrik wurde nach einer Arbeitsstudie eine wichtige Veränderung eingeführt: Einzelantrieb an den 3 Hufeisengängen. Bis dahin mussten bei jedem Schaden alle 3 Anlagen vollständig angehalten werden, weil sie mittels Transmission gemeinsam angetrieben wurden.
Ein Gang in der Hufeisenfabrik bestand aus: Stoßofen, Walze, Biegemaschine, Vorpresse, Lochbock, Fertigpresse.
Etwa  1956 begann der Export von Hufeisen, insbesondere von kleinformatigen Hufeisen nach Mittel- und Südamerika, darunter 650 Kisten Hufeisen für Kuba am 2.Oktober 1963.
Im Verlauf des Jahres 1966 wurde die Hufeisenfabrik, die aufgrund des erweiterten Sortiments ab Mitte der 50er Jahre Presserei genannt wurde, stillgelegt, das Gebäude als Mechanische Werkstatt umgebaut.
Der letzte Hufeisengang wurde nach Coswig bei Dresden verlagert.
Wenn man davon ausgeht, dass das Gewicht der Hufeisen je nach Größe zwischen 0,8 – 1,0 kg betrug, wurden über 50 Millionen Hufeisen gefertigt  (50 510 t).

Schienenfedernägel wurden seit 1954 auf Anforderung der Deutschen Reichsbahn an das WWF, aus „St 48 Si7“-Stahl produziert.
In der Trio-Straße wurde Flachstahl 16 x 8 mm gewalzt, dann in der Presserei doppelt glühend gebogen. Anschließend durch Glühen vergütet. An diese Federnägel wurden hohe Qualitätsanforderungen gestellt.
Die Deutsche Reichsbahn (DR) erzielte Einsparungen von Zeit und Kosten bei der Wiederherstellung des Gleisnetzes, vor allem auf Nebenstrecken.
Mit den in Finow produzierten Schienenfedernägeln konnten etwa 4800 km Gleis von Nebenstrecken befestigt werden. (Ein Federnagel = 0,49 kg/St., bei 28 937t = 59 055 102 St.) ~ 1540 Schwellen x 8 St. )
Für einen km wurden beim durchschnittlichen Schwellenabstand von 65 cm 12 300 Stück benötigt,
1000 m durch Abstand Schwelle 0,65 m ~1540 Schwellen x 8 St = 12307 St / km = 4798 km.

Cylpebse sind Metallscheiben (ca. 30 mm Ø und 20-30 mm lang/dick), die vom Stab an der Schere abgestochen wurden. Sie wurden im Zement-Drehrohrofen zur besseren Zerkleinerung beigegeben.

Bierkastengriffe wurden aus Rundstahl für die damals üblichen Transportkisten aus Holz gefertigt.

WWF-Hufeisen-Cylpepse-und-Bierkastengriffe-Statistik

Hufeisen-Cylpepse-und-Bierkastengriffe-Statistik