Saisonbedingte Transporte
Contents
Neben den alltäglich für die verladende Wirtschaft zu realisierenden Transportaufgaben, mussten auch die alljährlich auftretenden saisonbedingten Transportbedürfnisse befriedigt werden.
Dazu gehörten in erster Linie die von Mai – September zu realisierenden sehr umfangreichen Gemüsetransporte für die gemüseproduzierenden Betriebe des Oderbruchs.
Aus Kapazitätsgründen wurden diese Transporte in Kooperation mit anderen Kraftverkehrsbetrieben des Kombinates Kraftverkehr Frankfort/O stets in guter Qualität bewältigt.
Die Gemüsetransporte fanden überwiegend als Fernverkehrstransporte in die südlichen Bezirke der DDR statt. In Ermangelung von ausreichend vorhandener Kühlfahrzeugkapazität und in Ermangelung von geeigneter Lagerkapazität bei den Produzenten, wurden diese Transporte in der Regel mit ganz normalem Pritschenladeraum realisiert. Das bedeutete, dass der erforderliche Transportraum unverzüglich nach erfolgter Ernte bereitgestellt werden musste, um den Frischegrad der Gemüseprodukte für die Verbraucher zu erhalten. Unter diesem Aspekt hatte die Transportraumbereitstellung, entsprechend des ständig wechselnden Bedarfs, erstrangige Priorität. Das hatte zur Folge, dass vertraglich bei anderen Betrieben der verladenden Wirtschaft gebundener Transportraum dort nicht mehr bedarfsgerecht bereitgestellt werden konnte und entsprechende Probleme verursachte.
Ein Vorhalten von Transportkapazität nur zur Abdeckung der saisonbedingten Transporte war nicht möglich.
Durch eine gut organisierte Zusammenarbeit mit allen Betrieben der verladenden Wirtschaft sowie mit den verantwortlichen örtlichen Organen konnten letztlich alle Transportbedürfnisse im Einzugsbereich des Betriebes, ohne nennenswerte Ausfälle zu verursachen, bewältigt werden.
Zu den saisonbedingten Transportaufgaben gehörten auch die Aufgaben, die im Rahmen des Straßenwinterdienstes für die Autobahn- und Straßenmeistereien des Einzugsbereiches des Betriebes realisiert werden mussten. Wichtigste Partner für den Betrieb waren dabei die Autobahnmeistereien Bernau und Finowfurt sowie die Straßenmeisterei Eberswalde.
Da die Autobahn- und Straßenmeistereien selbst kaum über geeigneten Transportraum zur Erfüllung dieser Aufgaben verfügten, musste der Kraftverkehrsbetrieb Eberswalde weisungsgemäß und vertragsgebunden diesen Partnern entsprechend geeigneten Transportraum zur Verfügung stellen, und zwar vom 15.11. – 15.03. eines jeden Jahres.
Der durch den Kraftverkehrsbetrieb bereitgestellte Transportraum wurde seitens der Autobahn- und Straßenmeistereien mit Schneepflügen, Streumaschinen und Laugetanks ausgerüstet und stand damit den Meistereien für die gesamte Wintersaison zur Verfügung.
Gearbeitet wurde im Zwei-Schichtsystem (2 x 12 Std.- rund um die Uhr) sowie an allen Sonn- und Feiertagen.
Die Einsatzorganisation und Einsatzgestaltung oblag dabei den Autobahn- und Straßenmeistereien. Bei reparaturbedingten Fahrzeugausfällen musste in der Regel sofort ein geeignetes Ersatzfahrzeug bereitgestellt werden. Der ordnungsgemäße Schichtwechsel des Kraftfahrerpersonals war durch den Kraftverkehrsbetrieb zu gewährleisten.
Die Autobahnmeistereien Finowfurt und Bernau waren für die Abstumpfung des Autobahnstreckenabschnittes von Joachimsthal bis Rüdersdorf verantwortlich.
Der bei den Autobahn- und Straßenmeistereien während der Wintersaison gebundene Transportraum konnte auch bei günstigen Witterungsbedingungen nicht für andere Transportaufgaben genutzt werden, da die Meistereien nicht bereit waren, entsprechende Risiken einzugehen.
Zur Lösung von Aufgaben des Straßenwinterdienstes wurde auch Transportraum aus dem privat- gewerblichen Sektor (Kommissionspartner des Betriebes) eingesetzt. Sie arbeiteten ausschließlich im Auftrage des Kraftverkehrsbetriebes. Bei Fahrzeugausfällen musste der KVB eine entsprechende Ersatzkapazität zur Verfügung stellen.
Episode 2
In der ersten Märzdekade 1978 war die Wagenkolonne des Politbüromitgliedes der SED Günter Mittag frühmorgens von Wandlitz aus auf dem Weg zur Leipziger Frühjahrsmesse. Es schneite und es wehte ein kräftiger Wind. Da auf dem Autobahnstreckenabschnitt von Wandlitz in Richtung „Schwanebecker Kreuz“ an einem bestimmten Geländebereich keine Schneezäune aufgestellt waren, kam es dort zu einer entsprechenden Schneewehenbildung quer über die Fahrbahn der Autobahn. Bedingt durch eine den Witterungsbedingungen unangepasst gewählte Fahrzeuggeschwindigkeit kam der Wagen von Günter Mittag leicht in;s Schlingern.
Das hatte zur Folge, dass der verantwortliche Autobahnmeister Herr B. und der Betriebsleiter unseres Zweigbetriebes in Bernau Herr K. am nächsten Tag auf Veranlassung des Politbüros der SED zum Ministerium für Verkehrswesen nach Berlin beordert wurden, um sich für diese Situation zu rechtfertigen.
Beide konnten aber glaubhaft nachweisen, dass sie die entsprechende Winterdiensttechnik, wie im Einsatzplan vorgesehen, auch an diesem Morgen auf dem o.g. Streckenabschnitt zum Einsatz gebracht hatten und es objektiv nicht möglich war, bei den gegebenen Witterungsbedingungen die entsprechende Schneewehenbildung zu vermeiden.
Dieser Vorfall blieb aufgrund der eindeutig begründeten Faktenlage, gottlob ohne persönliche Konsequenzen für die zum Rapport beorderten Kollegen. Das hätte zu der damaligen Zeit auch leicht anders enden können.