VEB Kraftverkehr Eberswalde

Personenverkehr

Im Leistungsbereich Personenverkehr wurden ca. 70 % aller Beförderungsleistungen im Arbeiterberufs- und Schülerverkehr erbracht, wobei der Arbeiterberufsverkehr vorrangig im Stadtgebiet Eberswalde selbst realisiert werden musste.
Auf der Grundlage von mit über 40 Schulen und Betrieben des Einzugsbereiches abgeschlossenen Beförderungsverträgen wurde ein Großteil dieser Leistungen vertragsgebunden realisiert.
Seit der Errichtung des Wohngebietes Max Reimann Viertel (nach 1990 Brandenburgisches Viertel) im Stadtteil Finow, in dem in der Endausbaustufe immerhin ca. 18000 Einwohner angesiedelt waren, wurde auch im Rahmen des öffentlichen Linienverkehrs ein Großteil des Berufs- und Schülerverkehrs mit realisiert. Um dem zu den Berufsverkehrszeiten sehr geballt auftretenden Beförderungsbedarf zu entsprechen, wurden seitens des Betriebes alle verfügbaren Großraumkraftomnibusse sowie alle verfügbaren Busse mit eine Platzkapazität von über 100 Plätzen eingesetzt. Das waren insbesondere ungarische (in Budapest-Mátyásföld und Székesfehérvár hergestellt) Fahrzeuge vom Typ Ikarus 280, Ikarus 260 sowie polnische Gelenkbusse vom Typ Jelsz (Zakady Budowy Nadwozi Samochodowych in Jelcz) und sowjetische Stadtbusse vom Typ LiAZ (Likinski Awtobusny Sawod in Likino-Duljowo).
Um den Beförderungsbedarf zu den Berufsverkehrsspitzenzeiten annähernd abdecken zu können, waren die eingesetzten Busse ständig überlastet, d.h., die zugelassene Platzkapazität pro KOM wurde ständig erheblich überschritten. Das führte zwangsläufig zu einem erhöhten Fahrzeugverschleiß und damit verbunden zu hohen Fahrzeugausfällen. Das war besonders aufgrund der erschwerten Witterungsbedingungen in den Wintermonaten der Fall. Der Betrieb konnte trotz aller unternommenen Anstrengungen unter diesen Bedingungen den auftretenden Beförderungsbedarf im Berufsverkehr nicht bedarfsgerecht realisieren.
Zur Verbesserung dieser Situation wurden gemeinsam mit der Partei- und Staatsführung, den Kommunen und mit den Betrieben des Territoriums entsprechende Arbeitszeitverlagerungen und Veränderungen in den Schulzeiten organisiert und durchgeführt. Auf dieser neuen Grundlage konnten die Bedingungen schrittweise beherrschbar gestaltet werden. Auch konnten neu Busse angeschafft werden.

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Bild_18_Ikarus 55-66a

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Abb. 19: Gelenkbus Jelcz

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Abb. 20: O-Bus SKODA 8TR

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Abb. 21: SKODA mit Hänger

Zur Verbesserung der Bedarfsbefriedigung im öffentlichen Linienverkehr, insbesondere bezogen auf das Stadtgebiet Eberswalde, wurde seit Beginn der 80-er Jahre schwerpunktmäßig eine Streckennetzerweiterung des O-Bus zum Stadtteil Finow angestrebt.
Diese Zielsetzung konnte am 08.11.1987 mit der Fertigstellung der O-Bus-Streckennetzerweiterung zum Wohngebiet Max Reimann und bis zur Haltestelle „Kleiner Stern“ in Finow realisiert werden.
Damit war nunmehr eine durchgängige direkte Verkehrsverbindung (ohne Umsteigenotwendigkeit) von Eberswalde-Nordend und von Eberswalde-Ostend bis zu den o.g. Zielpunkten über eine Entfernung von ca.8 Km geschaffen worden.
Im Rahmen dieser Streckennetzerweiterung mussten ab Mitte 1986 insgesamt 4 km neue Kabeltrassen angelegt, 1800 m GS- und 775 m MS-Kabel verlegt, sowie 136 neue Mastfundamente in körperlich schwerer Handarbeit fertig gestellt werden.
Bei der Realisierung der notwendigen sehr umfangreichen Schachtarbeiten (ohne vorhandene Gerätetechnik) unter z.T. sehr schweren Geländebedingungen wurden die Werktätigen des Betriebes ( meist Freiwillige aus den Verwaltung- und Instandhaltungskollektiven – außerhalb der regulären Arbeitszeit) auch sehr aktiv von vielen Bürgern der Stadt und von Soldaten einer sowjetischen Pateneinheit des Betriebes unterstützt, so dass zeitweise pro Tag bis zu 75 Arbeitskräfte bei dieser Maßnahme tätig waren. An über 45 Wochenenden wurde dabei voll durchgearbeitet.

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Abb. 22: Streckennetzerweiterungsmaßnahmen

Parallel zu den Streckennetzerweiterungsmaßnahmen war es auch notwendig geworden, einen neuen Bus-Bahnhof und einen neuen Bus-Abstellplatz zu schaffen. Ein neuer voll überdachter Bus-Bahnhof wurde an der Heegermühler Straße, unweit, nordwestlich vom Hauptbahnhof der DR in Eberswalde am 05.08.1985 in Betrieb genommen Ein neuer Bus-Abstellplatz an der Eberswalder Straße im Stadtteil Finow (Haltestelle–Forsthaus Finow) wurde im Juli 1989 fertig gestellt.

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Abb. 23: O-Bus IKARUS

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Abb. 24: O-Bus IKARUS-GANZ am Markt

 

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Abb. 25: IKARSU 280

Episode 3
Zur  Minderung der bestehenden prekären Situation in der Realisierung des Beförderungsbedarfes im Personenverkehr wurde seitens des Betriebes, aber auch seitens des Kombinates Kraftverkehr Frankfurt/O bis hin zur HVK (Hauptverwaltung Kraftverkehr des Verkehrsministeriums) darum gekämpft, durch zusätzliche Fahrzeugimporte die Situation zu entspannen. In diesem Zusammenhang gelang es u.a. auch der HVK in den 80-iger Jahren zusätzlich zu den planmäßig vorgesehenen Fahrzeugimporten aus Ungarn auch Fahrzeuge aus der russischen Fahrzeugproduktion vom Typ LiAZ zu beschaffen.
Der LiAZ-Kraftomnibus war zwar kein Gelenkomnibus, also kein Großraumfahrzeug, aber aufgrund seiner Bestuhlungskonzeption und bestehenden Platzkapazität von 100 Plätzen, für den Stadtverkehr geeignet. Dem Kraftverkehrsbetrieb Eberswalde wurden 8 Kraftomnibusse dieses Typs zur Verfügung gestellt. Da dieser Bus mit einem Benzinmotor ausgestattet war und einen hohen Kraftstoffverbrauch verursachte, war seine wirtschaftliche Einsatzfähigkeit stark eingeschränkt. Es musste eine andere Lösung gefunden werden. Man entschied, die Original-Benzinmotoren auszubauen und über eine Angleichungstechnologie Dieselmotoren vom Typ W 50 einzubauen. Trotz erheblicher Umrüstungsschwierigkeiten gelang das auch und so konnte uns auch dieser Fahrzeugtyp helfen, die Probleme der Bedarfsbefriedigung im Personenverkehr zu überwinden. Ein bedeutender Nachteil beim Einsatz dieser umgerüsteten Fahrzeuge musste aber in Kauf genommen werden. Da diese Busse zumeist mit bis zu 100 Personen besetzt waren und der W 50–Motor nur eine Leistung von 90 PS erzeugte, konnte keine befriedigende Reisegeschwindigkeit erzielt werden.

 

Episode 4
Die Gewährleistung der technischen Einsatzbereitschaft der verfügbaren Kraftomnibusse war insbesondere in den Wintermonaten eine stete hohe Herausforderung.
Da der gesamte KOM-Fuhrpark nicht in Abstellhallen, sondern unter „freiem Himmel“ abgestellt werden musste, war die Startbereitschaft der Busse bei Minusgraden stark eingeschränkt.
Um die bestehenden Fahrplanzeiten, in der Regel ab 4 Uhr morgens, zu gewährleisten, musste im Winterhalbjahr ein sogenannter „Starterdienst“ organisiert werden. D.h., es mussten 2 Kollegen während der Nachtzeit die Kraftomnibusse wechselseitig starten und warmlaufen lassen, um zu gewährleisten, dass die Busse pünktlich ihren Dienst beginnen konnten. Bei den Oberleitungsbussen gab es diese diesbezüglichen Schwierigkeiten nicht, dafür traten aber andere Probleme im Winterhalbjahr zutage.
Bedingt durch den Einsatz von Laugen u. Streusalz durch den Straßenwinterdienst, wurden die Elektroleitungen an den O-Bussen stark beeinträchtigt u. es kam häufig vor, dass die technisch erforderlichen Isolierwerte nicht mehr erreicht wurden, was zur Beeinträchtigung der Fahrgäste führen konnte (es traten kleine Stromschläge auf)
Am ehesten wurde das spürbar, wenn Fahrgäste Hunde mitführten, die dann nicht mehr in die Fahrzeuge einsteigen wollten. (sie spürten am ehesten kleinere Stromschläge). In diesen Fällen gab es nur eine Lösung, nämlich die Fahrzeuge vom Netz zu nehmen u. einen Tag zur Austrocknung in die Werkstatthalle zu verbringen.
Diese Fahrzeuge fehlten dann aber im Verkehr und entsprechende Verspätungen und Fahrtausfälle waren die zu beklagenden Folgen.